Sparen an der Holz-Ausbildung in Biel?

Das Entlastungsprogramm des Kantons Bern zieht auch die Ausbildung am Kompetenzzentrum Holz Biel in Mitleidenschaft.
Bild Hans Ege, Luzern
Das vom Berner Regierungsrat verabschiedete Entlastungspaket 2018 sieht ab 2021 jährlich wiederkehrende Entlastungen von CHF 185 Mio. vor. Mehr als 150 Entlastungsmassnahmen sollen in den kommenden vier Jahren den Finanzhaushalt ausgleichen und die für das Jahr 2019 geplante Steuergesetzrevision finanzieren.
Die vorgesehenen Massnahmen hat der Regierungsrat politisch gewichtet. Als zentrales Anliegen wurde bezeichnet, dass die Massnahmen die hohe Standortqualität des Kantons Bern nicht schwächen sollten. Genau in dieser Hinsicht setzt die Holzwirtschaft jedoch ein grosses Fragezeichen.
Denn unter den vorgeschlagenen Massnahmen findet sich auch eine, welche die für den Kanton Bern wichtige Wald- und Holzwirtschaft ins Mark trifft: die Streichung der ‹Leuchtturmbeiträge› für die Höhere Fachschule Holz Biel nach Art. 94a der Verordnung über die Berufsbildung, die Weiterbildung und die Berufsberatung (BerV).
Fragwürdige Rückstufung hinsichtlich öffentlichen Interesses
Gemäss Berufsbildungsgesetz können höhere Fachschulen mit höheren Beiträgen gefördert werden, wenn ein besonderes öffentliches Interesse vorhanden ist. Derzeit bezeichnet der Regierungsrat per Verordnung vier Anbieter von dieser Qualität: die Hotelfachschule Thun, die Gartenbauschule Oeschberg, die HF Holz Biel und die HF für Technik, Mittelland. Sie erhalten jeweils um 40–65% höhere Beiträge.
Die Zusatzbeiträge für die ersten drei Schulen, mithin auch für die HF Holz Biel, würden nach dem Willen des Regierungsrates nun mit dem Entlastungsprogramm fallen. Es gäbe dann nur noch eine Förderung nach interkantonalen Pauschalen.
Die Begründung: Entsprechende Angebote würden in anderen Kantonen auch nicht zusätzlich finanziert. Einzig für die HF Technik Mittelland soll der erhöhte Beitrag beibehalten werden. Dies deshalb, weil die Absolventen in der Präzisionsindustrie am Jurasüdfuss sehr gefragt seien, wo Fachkräftemangel herrsche.
Einzigartiges Angebot in einer Zukunftsdomäne
Ebendiese Argumentation liesse sich allerdings gerade auch auf die Höhere Fachschule Holz in Biel anwenden. Sie bietet als einzige HF den Studiengang Techniker/-in HF Holztechnik mit den Vertiefungsrichtungen Holzbau, Schreinerei/Innenausbau und Holzindustrie als Vollzeitstudium in deutscher und französischer Sprache an.
Die Studierenden der HF Holz Biel kommen aus der ganzen Schweiz und haben hier die Chance, eine qualitativ hochstehende Ausbildung auf Nichthochschulebene in einem einmaligen Umfeld zu absolvieren. Dieses Angebot ist für die Wald- und Holzbranche im Kampf um guten Berufsnachwuchs und um junge Leute im Beruf zu halten von enormer Bedeutung.
Appell der Holzwirtschaft an den Berner Grossen Rat
Der Wegfall der Zusatzfinanzierung würde die HF Holz Biel und mit ihr das gesamte Kompetenzzentrum Holz schmerzhaft treffen. Sie würde zur Reduktion eines Lehrangebots führen, das nicht nur im Kanton Bern, sondern gesamtschweizerisch einzigartig ist – und dies ausgerechnet in einer unbestrittenen Zukunftsdomäne, nämlich in der intelligenten Nutzung unseres nachwachsenden Rohstoffes Holz.
Die damit einhergehende Beeinträchtigung der Bildung und Innovationskraft würde aus Sicht der Schweizer Holzwirtschaft den gesamten Wirtschaftszweig nachhaltig schwächen und dabei der ‹Holzstadt Biel› wie dem holzwirtschaftlich führenden Kanton Bern empfindlichen Schaden zufügen. Die Holzwirtschaft appelliert deshalb an den Grossen Rat des Kantons Bern, diese Sparmassnahme zu überdenken.
Beraten wird das Sparpaket in der Novembersession des Grossen Rates. Die Holzwirtschaft ruft den Rat dazu auf, wie bereits in der Vergangenheit visionär und mutig zu sein und den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Kompetenz- und Innovationszentrums Holz in Biel zu sichern. Dafür fordert die Holzwirtschaft die Weiterführung der Leuchtturmbeiträge nach Art. 94a BerV für die Höhere Fachschule Holz Biel.
Links Berner Entlastungspaket 2018 (PDF, 2.33 MB) | Appell der Holzwirtschaft