Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Städte mit Holz aufstocken statt Wohnungsmangel beklagen

Alle sind sich einig: In der Schweiz entstehen derzeit viel zu wenig neue Wohnungen. Gerade im städtischen Raum wird der Druck immer grösser. Was tun? Ein immer noch viel zu wenig genutztes Potential liegt im flächendeckenden Aufstocken des Bestandes. Eine bürgerliche Initiative in der Stadt Zürich stösst genau in diese Richtung. Sie ist im Juli zustande gekommen.

Oben: Am 3. Juli ist die Stadtzürcher Volksinitiative ‹Mehr Wohnraum durch Aufstockung – quartierverträglich und nachhaltig› mit 4000 Unterschriften in der Stadtkanzlei Zürich eingereicht worden. Mitte und unten: Holz eignet sich ausgezeichnet für das Weiterbauen im Bestand. Mitte: Drei zusätzliche Wohnungen sind mit einer Holz-Aufstockung nach dem System ‹Attico› auf diesem Haus in Zürich-Wollishofen entstanden (Totalunternehmer: Häring AG, Eiken, Architektur: Mainberger + Spahr, Zürich). Unten: So sah dasselbe Haus vor der Sanierung und Aufstockung aus.
Bilder FDP Stadt Zürich (oben) | D&R Dürr (Mitte) | Häring AG, Eiken (unten)

 

Wenn eine Stadt in der Deutschschweiz weiss, was eine tiefe Wohnungs-Leerstandsziffer ist, dann ist es die Limmatmetropole. Schweizweit zählte man am 1. Juni 2023 1,15% Leerwohnungen, bereits zu wenig für eine ausgeglichene Balance zwischen Angebot und Nachfrage; dafür bräuchte es gemäss Forschungen von Wüest Partner eine Quote von etwa 1,27%. In der Stadt Zürich waren es zum selben Zeitpunkt allerdings gerade mal 0,06%. Deshalb steht neuer Wohnraum in Zürich nicht von ungefähr laufend auf der politischen Agenda.

Nun will eine Initiative angesichts des notorischen Flaschenhalses Wirkung in der Breite erzielen: Die Stadt soll die Bauvorschriften so anpassen, dass bestehende Liegenschaften flächendeckend um ein zusätzliches Stockwerk erhöht werden dürfen. Hinter der Volksinitiative ‹Mehr Wohnraum durch Aufstockung – quartierverträglich und nachhaltig› steht ein überparteiliches bürgerliches Komitee. Es rief im Januar zur Unterschriftensammlung auf, nachdem die FDP im Sommer 2023 im Zürcher Gemeinderat ganz knapp mit demselben Begehren gescheitert war (Lignum Journal online vom 17.1.2024).


Mehr Handlungsfreiheit, um Wirkung zu erzielen

FDP-Gemeinderat Hans Dellenbach fasste bei der Lancierung der Initiative das Anliegen zusammen: ‹In unseren Augen erfordert die stark steigende Nachfrage nach Wohnraum unbedingt ein schneller wachsendes Angebot. Alle Immobilieneigentümer sollen nach den gleichen Regeln aufstocken und Wohnungen nach ihrem Geschmack erstellen dürfen: die Stadt selber, die städtischen Stiftungen, Genossenschaften und Private.›

Auch wenn man von einer Einzelmassnahme keine Wunder erwarten darf, so sind Aufstockungen doch ein wichtiges Mittel, um schnell den dringend benötigten zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Bis zum 10. Juli lief die Sammelfrist für die benötigten 3000 Stimmen. Bereits am 3. Juli hatte das Komitee 4000 Unterschriften beisammen und reichte das Begehren auf der Stadtkanzlei ein – den Zürcherinnen und Zürchern musste man auf der Strasse offenbar nicht allzu lange erklären, worum es geht.


Aufstocken: Heimspiel für den Holzbau

Für Aufstockungen ist der Holzbau prädestiniert. Matchentscheidend ist dafür vor allem der Gewichtsaspekt. Aufstockungen müssen vom darunterliegenden Bestand statisch verkraftet werden. Das Eigengewicht von Holz liegt bei einem Bruchteil dessen, was für massive Materialien zu veranschlagen ist. So können je nachdem auch Aufstockungen über mehrere Geschosse erfolgen, ohne dass die alte Bausubstanz verstärkt werden muss.

Mit Holz baut man auch besonders energieeffizient. Dank seiner geringen Wärmeleitfähigkeit spart das Material täglich wertvolle Heizenergie. Wandkonstruktionen in Rahmenbauweise können überdies in ihrem Innern eine Wärmedämmung aufnehmen, die bei einer massiven Bauweise noch zusätzlich aussen aufgebracht werden müsste. So reichen bereits erstaunlich schlanke Bauteile aus Holz, um sehr gute Wärmedämmwerte zu erreichen. Das ermöglicht ansehnliche Flächengewinne im Innern.

Raumgewinn und Energieeffizienz lassen sich bei Aufstockungen auch über die neu erstellten Geschosse hinaus schlagend kombinieren, indem eine Erneuerung der ganzen Gebäudehülle erfolgt. Dadurch wird ein Bau insgesamt energetisch verbessert. Der mit der Aufstockung gewonnene, in der Regel besonders hochwertige und entsprechend gut vermietbare Raum trägt dazu bei, die Investition in die Gesamtqualität zu amortisieren.


Link Aufstockungs-Initiative Stadt Zürich