Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Standhaft verwurzelter Nadelbaum – die Tanne

Die Tanne stösst eine kräftige Pfahlwurzel in den Boden. So trotzt der Baum Stürmen und Trockenheit. 58 Meter hoch ist die grösste Weisstanne der Schweiz; vermutlich ist sie an die 300 Jahre alt. Der stolze Baum steht in Val-de-Travers im Kanton Neuenburg.

Tanne
Bild Marketing Schweizer Holz
Verbreitung der Tanne im Schweizer Wald

 

Der Name ‹Weisstanne› rührt von der Farbe der Rinde dieser immergrünen Nadelbaumart her, genauso wie sich ‹Rottanne› von der rötlich gefärbten Rinde der Fichte ableitet. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Tanne erstreckt sich über Mittel- und Südeuropa und reicht im Südosten bis in die Karpaten und in Teile des Balkans, im Süden vom Apennin nach Kalabrien, im Westen bis in die Vogesen und im Osten bis in die Beskiden. Im Norden liegen die Verbreitungsgrenzen im Thüringer Wald, im Erzgebirge und im Frankenwald.

Die Tanne stellt höhere Ansprüche an die Feuchtigkeit, das Klima (Wärme) und an die Tiefgründigkeit des Bodens als etwa Fichte oder Kiefer. Anderseits kann die Tanne schwere, problematische Böden aufschliessen. Mit ihrer tief reichenden Pfahlwurzel sind die Tannen besser im Boden verankert als andere Nadelbäume und dadurch kaum sturmgefährdet. Das Höhenwachstum der Tanne hält sehr lange an. Der Höhepunkt wird im Alter von 80 bis 90 Jahren erreicht. Der Abschluss erfolgt aber erst im Alter von 140 bis 150 Jahren.


Eigenschaften und Verwendung des Holzes

Tannenholz ist dem der Fichte ähnlich. Deshalb verkaufen die Sägewerke Fichten- und Tannenschnitthölzer als Mischsortiment unter der Bezeichnung ‹Fi/Ta›. Makroskopisch kann man beide Holzarten dadurch unterscheiden, dass Harzkanäle nur bei der Fichte auftreten und unter der Lupe als kleine helle Punkte zu erkennen sind. Beim Tannenholz fehlen auch Harzgallen, die bei der Fichte häufig vorkommen.

Das Holz der Tanne ist leicht bis mittelschwer und weich, besitzt gute Festigkeitseigenschaften, schwindet nur mässig und hat ein gutes Stehvermögen. Vorteilhaft ist der fehlende Harzgehalt, im übrigen wird Tannenholz dort vorgezogen, wo es auf eine hohe Beständigkeit gegen Säuren und Alkalien ankommt. Tannenholz ist etwas spröder und filziger als Fichtenholz, es hat auch meistens eine grössere Anzahl stärkerer Äste, die härter sind als bei der Fichte.

Tannenholz, das nur gering schwindet und quillt, wird beim Erd- und Wasserbau (anhaltende oder wechselnde Feuchtigkeit) dem Fichtenholz vorgezogen. Bewährt hat es sich auch als Rohmaterial im Wasser- und Hafenbau für Roste, Duckdalben (Rammpfähle zum Festmachen von Seeschiffen), beim Bau von Schleusen oder anderen Holzkonstruktionen. Ferner wird es dort eingesetzt, wo Hölzer ohne Harzgehalt verlangt werden, wie beim Bau von Bottichen für die chemische Industrie.

Wegen seiner guten Spaltbarkeit wird es auch für die Herstellung von Dachschindeln, Käsebehältern oder Spankörben verwendet. In Betracht kommen auch Zaunpfähle, Telegrafenstangen oder Maste im Bootsbau. Bei gleichmässig und engringig gewachsenen Tannenhölzern greifen auch die Hersteller von Musikinstrumenten zu (Resonanzböden und Orgelpfeifen). Ferner ist Tannenholz ein guter Rohstoff zur Produktion von Span-, Faser- und Tischlerplatten und wird auch in der Papier- und Zellstoffindustrie verarbeitet, sofern es in marktgemässen Sortimenten und Mengen angeliefert werden kann.


* Dr. rer. nat. (forest.) Rudolf Beyse, Celle

 

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