Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Starre Senkenziele für deutschen Wald ungeeignet

Die CO2-Speicherleistung des deutschen Waldes hat in jüngster Zeit aufgrund der Klimawandelfolgen erstmals abgenommen. Die im deutschen Klimaschutzgesetz enthaltenen Waldsenken-Ziele sollten deshalb nicht weiter starr angesetzt werden. Das geht aus einer Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hervor.

Veränderung des Holzvorrates nach Baumartengruppen im deutschen Wald zwischen 2012 und 2022. Im beobachteten Zeitraum ist der Vorrat der einzelnen Baumarten angestiegen mit Ausnahme der Fichte mit einer Abnahme von 189,9 Mio. m3 (–16%) aufgrund von Sturm, Trockenheit und anschliessender Borkenkäfer-Massenvermehrung sowie der Esche mit einer Abnahme von 11,7 Mio. m3 (ebenfalls –16%). Die grösste relative Vorratszunahme verzeichnet die Douglasie mit 31,8%.
Grafik BMEL

 

Die deutsche Bundeswaldinventur 2022 zeigt, dass die Kohlenstoffspeicherung in der Phytomasse von 2017–2022 aufgrund von Dürre, Hitze, Schädlingen und Krankheiten erstmals abgenommen hat, obwohl sie über die gesamte Inventurperiode von 2012–2022 um 4,5% angestiegen ist. Bei den Veränderungen der Vorräte in der Phytomasse müssten allerdings regionale Unterschiede sowie Unterschiede zwischen den Baumarten beachtet werden, schreibt der Wissenschaftliche Beirat.

Die klimawandelbedingten Störungen und Produktivitätseinbussen, so das Gremium, liessen die im Klimaschutzgesetz formulierten, starren Sollziele für den Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) als zu ambitioniert erscheinen. Diese sollen im Jahr 2030 25 Mio.Tonnen CO2-Äquivalente erreichen, um bis 2045 auf 40 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente zu steigen.

‹Um nicht dauerhaft unrealistische Ziele zu verfolgen, sollten diese überprüft und anhand abgestimmter Szenarien und geeigneter Modelle unter Einbeziehung von Unsicherheiten angepasst werden›, schreibt der Beirat. ‹Um gleichzeitig die Dynamik der Auswirkungen des Klimawandels auf Ökosysteme zu berücksichtigen können, sollte der LULUCF-Sektor mit in die sektorübergreifende Gesamtrechnung und aggregierte Betrachtung des Klimaschutzgesetzes einbezogen werden, die für alle anderen Sektoren gelten.›


Statische Ziele gefährden den Sektor Wald und Holz

Wie aus der Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats hervorgeht, liesse sich die klimabedingte Minderleistung des LULUCF-Sektors allenfalls durch eine Einschränkung der Holznutzung kompensieren. Würde man allerdings nur schon die für 2030 projektierte Minderleistung auf diesem Weg schliessen wollen, so entspräche das einem Nutzungsverzicht auf etwa 2,6 Mio. ha oder 23% der deutschen Waldfläche; für 2040 wären es rund 4,5 Mio. ha, so der Wissenschaftliche Beirat, was in etwa 40% der Fläche bedeuten würde. 

‹Das würde massive Einbrüche in der Holznutzung mit Jobverlusten und ökonomischen Konsequenzen in den Nutzungsketten nach sich ziehen›, verdeutlicht das Gremium die Folgen. Das alarmiert die deutschen Waldbesitzer. ‹Wir müssen den Cluster Forst und Holz im Interesse des Klimaschutzes stärken, statt ihn durch realitätsferne Senkenziele zu gefährden›, sagt Andreas Bitter, Präsident der Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldeigentümer AGDW.

Die Waldbesitzer weisen auch darauf hin, dass das deutsche Klimaschutzgesetz nur einen Ausschnitt der Klimaschutzleistung des Waldes erfasse, nämlich seine Kohlenstoff-Speicherleistung und die Verwendung von Holzprodukten im Inland. Hingegen bleibe der Ersatz klimaschädlicher fossiler Rohstoffe durch den nachwachsenden Rohstoff Holz aussen vor, ebenso wie der Export klimaschonender Holzerzeugnisse.


Links www.waldeigentuemer.de | Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik, Dezember 2024