Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Tief einatmen und den Duft geniessen: die Waldföhre

Die Waldkiefer gehört zu den forstlich und holzwirtschaftlich wichtigsten Baumarten Europas. Aufgrund seines Harzgehaltes verströmt Kiefernholz, wenn es frisch ist, einen harzig-aromatischen Geruch. Mit diesem duftenden Porträt endet die Lignum-Sommerserie zu den wichtigsten Bäumen im hiesigen Wald. Ab nächster Woche versorgt Sie das Lignum Journal online wieder mit aktuellen Nachrichten.

Waldföhre
Bild Marketing Schweizer Holz
Verbreitung der Waldföhre im Schweizer Wald

 

Die Waldkiefer gehört zu den forstlich und holzwirtschaftlich wichtigsten Baumarten Europas und Asiens. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich im Norden bis zum Polarkreis und sogar etwas darüber, in Ostasien bis nach Sibirien und im Süden etwa bis zur Türkei (Anatolien). Isoliert kommt sie auch in Schottland und in den Pyrenäen vor. Aufgrund des sehr unterschiedlichen Verbreitungsgebietes der Waldkiefer ist es zur Entwicklung von Klimarassen gekommen, die durch sehr verschiedenartige Baummerkmale und Holzeigenschaften gekennzeichnet sind, worauf hier aber nicht näher eingegangen werden kann.

In der Schweiz haben die Föhren nach den Fichten, den Buchen, den Weisstannen und den Lärchen die 5. Position unter den vorherrschenden Baumarten. Natürliche Verbreitungsgebiete sind bei uns die Zentralalpen, die Nordostschweiz und der Jura. Allerdings sind infolge des künstlichen Anbaus die natürlichen Grenzen verwischt bzw. überschritten worden. Am meisten Föhren hat es in den tiefsten Lagen: 80% finden sich unterhalb 1200 m ü. M., in den Alpen findet sich zwischen 400 und 600 m der höchste Föhrenanteil.

Hinsichtlich des Standortes hat die Waldföhre nur geringe Ansprüche. Dies erklärt auch die Tatsache, dass sie nach dem Ende der Eiszeiten die vom Eis befreiten Gebiete in Mitteleuropa als erste wieder besiedelt hat, gemeinsam mit der Birke. Die Waldkiefer gedeiht auf mässig trockenen bis nassen, basenreichen und kalkhaltigen bis sauren Lehm-, Sand-, Kies- oder Torfböden, und zwar in ebenen und in höheren Lagen.

Auch hinsichtlich ihrer Wasser- und Nährstoffversorgung ist die Kiefer ungewöhnlich anspruchslos. Sie ist sogar mit ärmsten Sandböden zufrieden und wächst auch auf sauren Hochmoorstandorten. Ferner ist sie frosthart und unempfindlich gegen Dürre. Aufgrund all dieser Eigenschaften konnte sich die Waldkiefer sozusagen von Natur aus in Mitteleuropa gerade auch auf extrem schlechten Standorten ansiedeln bzw. wurde dort später forstwirtschaftlich systematisch auf grösseren Flächen angebaut.

Je nach Standort und Alter werden die Bäume nur 20–30 m hoch, unter optimalen Standortverhältnissen aber auch 40 bis max. 45 m. Vorteilhaft sind aber die Stammformen der Kiefer, denn sie sind gerade und weitgehend vollholzig, und es werden astfreie Schaftlängen bis zu 18 oder 20 m ausgebildet. Die Durchmesser bewegen sich zumeist zwischen 40 und 60 cm, es kommen aber auf guten Böden auch solche von 80–100 cm vor. Allerdings hängen Stammform und Holzqualität ganz von Standort und Rasse der Kiefern ab. Je nach Standort erreicht die Waldkiefer mit 100–120 Jahren für Bauholz sowie 120–160 Jahre für hochwertiges Qualitätsholz die Hiebsreife. Waldkiefern können ein Höchstalter von 500 oder 600 Jahren erreichen, allerdings rechnet man erfahrungsgemäss immer nur mit Durchschnittsaltern von 150–200 (250) Jahren.


Eigenschaften und Verwendung des Holzes

Aufgrund seines Harzgehaltes hat Kiefernholz, wenn es frisch ist, einen harzig-aromatischen Geruch.  In Festigkeit und Elastizität übertrifft Kiefernholz die Fichte. Ferner schwindet Kiefernholz nur mässig, und das Stehvermögen gilt als überwiegend gut. Die Bearbeitung von Waldkiefern- oder Föhrenholz ist handwerklich und maschinell problemlos, es lässt sich gut nageln, bohren, schneiden, profilieren, spalten und verleimen. Furnierwerke machten auch die Erfahrung, dass sich furniertaugliche Kiefernstammblöcke gut messern und schälen lassen. Als Furnierholz erreichen deshalb Kiefern-Werthölzer hohe Preise.

Das Holz der Waldkiefer oder Föhre ist vielseitiger als allgemein bekannt verwendbar. Es kommt sowohl als Stammholz als auch als Schnittholz und Furnier in den Handel und wird zahlreichen Verwendungszwecken zugeführt: als Bau- und Konstruktionsholz im Hoch- und Tiefbau, als als Ausstattungsholz im Wohnungsbau (z.B. Fenster, Türen oder Wand- und Deckenverkleidungen sowie auch für nicht so stark beanspruchte Fussböden und Treppen). Ferner werden Haushalts- und Küchengeräte aus Kiefernholz gefertigt, und es wird auch als Modelltischlerholz geschätzt.

Darüber hinaus findet gut und gleichmäsig gewachsenes Föhrenholz schon seit längerer Zeit Verwendung im Möbelbau, und zwar als Massivholz und als Furnier oder auch in Form von Furnierplatten. Last but not least spielt Kiefernholz noch eine besondere Rolle im Verpackungssektor (Kisten, Behälter, Paletten, Holzwolle u.a.) und auch bei der Herstellung von Holzwerkstoffen wie Span- und Faserplatten. Hinzu kommt noch die Papier- und Zellstoffindustrie, womit freilich nicht alle Verwendungsbereiche erwähnt worden sind.


* Dr. rer. nat. (forest.) Rudolf Beyse, Celle

 

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