Trauer um einen Holzbaupionier: Julius Natterer ist gegangen

Oben: Julius Natterer in seinem Büro an der ETH Lausanne. Unten: Polydôme an der ETH Lausanne, Ecublens, 1991. Architekten: Dan Badic und Esther Stierli, Morges; Bauingenieure: Bois Consult Natterer SA, Etoy.
Bilder EPFL/Denis Pflug (oben) | Corinne Cuendet, Clarens (unten)
1938 in Bayern geboren, erwarb Julius Natterer 1965 sein Bauingenieursdiplom an der TU München, wo er bis 1974 als Assistent am Lehrstuhl für Baukonstruktionslehre und Holzbau verblieb. 1970 gründete er ein eigenes Ingenieurbüro in München für Entwurf, Konstruktion und Statik von Tragwerken; 1978 erfolgte die Berufung zum Professor am Lehrstuhl für Holzkonstruktionen an der ETH Lausanne, wo er das IBOIS, das Forschungsinstituts für Holzkonstruktionen, begründete und leitete. Bereits 1988 rief er zusammen mit Roland Schweitzer an der EPFL einen Nachdiplomstudiengang für Holzbautechnik und Architektur ins Leben. Natterer forschte und lehrte an der Fakultät für Architektur, Bau- und Umweltingenieurwesen (ENAC) bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2004.
Julius Natterer hat die Entwicklung des Holzbaus als akademischer Lehrer und mit seinen eigenen Entwürfen entscheidend vorangebracht. 1980–1987 folgten mehrere weitere Gründungen von Ingenieurbüros in Deutschland, der Schweiz und Frankreich sowie der Aufbau eines Internationalen Entwicklungszentrums für Holzkonstruktionen. Zu seinen bemerkenswerten Leistungen gehören die Vallorbe-Brücke in Ballaigues (1989), der Polydôme an der EPFL (1991), die Eine-Welt-Kirche in Schneverdingen (1999), das Dach der Weltausstellung in Hannover (2000), der Sauvabelin-Turm in Lausanne (2003), der Wiler Turm im Kanton St. Gallen (2006), der Zenith in Limoges (2007), der Luxemburger Pavillon an der Weltausstellung in Shanghai (2010) und der Bau des Daches der Evangelisch-Freikirchlichen Christuskirche in Heiligenstadt (2011).
Für seine bahnbrechenden Forschungen und Leistungen rund um das Thema Holz hat Julius Natterer zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten, so den Schweighofer-Preis 2005 für sein Lebenswerk als Pionier des modernen Holzbaus und die Auszeichnung ‹Monsieur Bois› der Lignum Vaud 2012 für sein Wirken im Kanton Waadt und darüber hinaus, dies für seine wertvolle Rolle als Botschafter für das Holz sowie als Ehrung seiner gesamten Karriere.