Unruhe um Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald
Das Schutzgebiet des Nationalparks Schwarzwald erstreckt sich in zwei Abschnitten auf insgesamt rund 10000 ha zwischen Baden-Baden und Freudenstadt. In der Kernzone (dunkelgrün) bleibt die Natur ganz sich selbst überlassen. Nach den internationalen Richtlinien für Nationalparks müssen in 30 Jahren drei Viertel der Fläche des Nationalparks Schwarzwald zur Kernzone zählen. In der Entwicklungszone (hellgrün) werden die Wälder darauf vorbereitet, später in die Kernzone überzugehen. Höchstens ein Viertel der Fläche des Nationalparks bleibt dauerhaft Managementzone (orange). Der Nationalpark wird vollständig vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord umschlossen, einem weiteren Grossschutzgebiet Baden-Württembergs.
Bild Nationalpark Schwarzwald
Als eines der waldreichsten Bundesländer verfügt Baden-Württemberg dank der seit langem etablierten nachhaltigen Waldbewirtschaftung über eine starke Holzindustrie sowie leistungsfähige Holzbauunternehmen. Die Landesregierung hat bereits 2018 die daraus erwachsenden Potentiale für die regionale Wertschöpfung und den Klimaschutz erkannt.
‹Mit seiner Holzbau-Offensive will das Land eine Vorreiterrolle für klimabewusste und zukunftsorientierte Baukultur einnehmen. Angesichts dieses Ziels erscheint das Vorhaben einer Erweiterung des Nationalparks Schwarzwald als Schritt in die falsche Richtung. Und es ist ein fatales Signal für die Betriebe vor Ort›, sagt Lars Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Säge- und Holzindustrie-Bundesverbandes DeSH.
Wertschöpfung im Schwarzwald nicht abbauen
‹Grundlage nachhaltiger Holzverwendung auf dem Weg zur Unabhängigkeit von importierten und fossilen Ressourcen ist ein aktives Waldmanagement. Dem entgegen stehen die weitreichenden Einschränkungen, die mit einer Zusammenführung des Nationalsparks einhergingen. Der Verlust bewirtschafteter Flächen würde sich dabei direkt auf die Holzindustrie im Schwarzwald auswirken und damit auch den Holzbau treffen›, so Schmidt.
‹Damit würden nicht nur die selbstgesteckten Ziele konterkariert, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Land geschwächt, denn eine grosse Zahl innovativer und leistungsfähiger Unternehmen der Säge- und Holzindustrie sowie des Holzbaus verarbeiten den nachwachsenden Rohstoff ressourceneffizient zu nachhaltigen Holzprodukten, die langfristig CO2 speichern.›
Holznutzung und Naturschutz gehen zusammen
Für einen ganzheitlichen Klimaschutz seien einseitige Stillegungsmassnahmen daher ungeeignet, zeigt sich Schmidt überzeugt. Vielmehr gelte es, kohärent zu handeln und Waldbewirtschaftung wieder als integratives Konzept von Nutz- und Schutzansprüchen zu verstehen. Dass das geht, zeigten die vielen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in Baden-Württemberg schon heute.
Studien belegen dabei, dass die Artenvielfalt in bewirtschaften Wäldern höher ausfällt als in nicht bewirtschafteten Wäldern. Gleichzeitig verstärkt die nachhaltige Holznutzung den Klimaschutzeffekt des Waldes. ‹Eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft ist auf übergreifende Konzepte angewiesen, die durch einseitige Einschränkungen der Waldbewirtschaftung nicht erfüllt werden können›, bilanziert Schmidt.