Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Vorvergrauungssysteme für Holzfassaden im Vergleich

Vorvergraute Holzfassaden erfreuen sich immer breiterer Anwendung. Vorvergrauungen geben der Holzoberfläche eine mehr oder weniger einheitlich graue, verwitterungsähnliche Färbung. Diese kommt nach drei verschiedenen Systemen zustande.

 

Nach verschiedenen Systemen vorvergraute Holzfassaden

 

Oben: Vorvergrauung mit ‹biood®›, Holzart Tanne. Unten links: Holzfassade in Fichte druckimprägniert mit ‹impralit KDS grau 670›, nachträglich geölt mit ‹teoma grau›. Unten rechts: Fassade in Fichte mit Vorvergrauungslasur ‹AgingStain›, Farbton 100.

 

Bilder Lignum

 


Oberflächenbehandlungen von Holzfassaden mit sogenannter Vorvergrauung erfreuen sich in den letzten Jahren einer immer breiteren Anwendung. Dies deshalb, weil herkömmlich gefärbte Holzfassaden einen mehr oder weniger aufwendigen Unterhalt erfordern.

 

Bei transparent farbigen Oberflächenbehandlungen muss je nach Exposition, konstruktivem Holzschutz und Farbton mit Unterhaltsintervallen zwischen drei und fünf Jahren, bei deckend farbigen Oberflächenbehandlungen mit Unterhaltsintervallen zwischen fünf und acht Jahren gerechnet werden. Ohne regelmässigen Unterhalt entwickeln sich gefärbte Holzfassaden mit der Zeit vom Erscheinungsbild her unvorteilhaft.

 

Bei unbehandelten Holzfassaden stellt sich indessen während der Alterung meist eine unregelmässige farbliche Veränderung ein. Der natürliche Farbton des Holzes bleibt im Aussenbereich nicht lange erhalten. Dies gilt ohne Ausnahme für alle Holzarten. Die Farbtöne können in allen Variationen zwischen Hellbraun und Schwarz liegen.

 

Drei Systeme

 

Der grosse Vorteil von sogenannten Vorvergrauungssystemen besteht darin, dass die Holzoberfläche bezüglich der Farbgebung keine Pflege mehr braucht. Für den späteren Unterhalt ist diese Tatsache ein sehr wichtiger Aspekt.

 

Vorvergrauungen geben der Holzoberfläche eine mehr oder weniger einheitliche graue, verwitterungsähnliche Färbung. Im Verlaufe der Zeit kann sich der Farbton zwar leicht verändern, jedoch resultieren keine massiven Unterschiede in der Fläche. Bei Fassaden mit Vorvergrauungssystemen werden hauptsächlich die Holzarten Fichte und Tanne verwendet.

 

Die ersten Bauwerke mit Vorvergrauungssystemen entstanden vor über 20 Jahren. Das Produkt ‹Weathering stain›, ein Importprodukt aus den Vereinigten Staaten, machte dabei den Anfang. In der Zwischenzeit ist eine Vielzahl von neuen Produkten auf den Markt gelangt. Auch die Auswahl an unterschiedlichen Systemen hat zugenommen. Heute kann man generell zwischen drei fundamental unterschiedlichen Systemen unterscheiden. Diese näher zu betrachten und die Unterschiede darzulegen lohnt sich. Es handelt sich um die Systeme:

 

- beschleunigte und kontrollierte natürliche Vorvergrauung

- Druckimprägnierung mit gleichzeitiger Farbgebung

- Vorvergrauungslasuren

 

Beschleunigte und kontrollierte natürliche Vorvergrauung

 

Schweizweit wenden zwei Unternehmungen dieses Verfahren an. Ihre Produkte sind unter den Bezeichnungen ‹EcoGris› und ‹biood®› im Markt etabliert.

 

Vereinfacht ausgedrückt beruht das Verfahren auf einer natürlichen, beschleunigten Vergrauung der Fassadenbretter. Der Vergrauungsprozess dauert etwa drei bis sechs Monate. Die Bretter werden mit Pilzkulturen belegt und unter freiem Himmel der Witterung ausgesetzt. Die Vergrauung der Oberfläche basiert auf den beiden Hauptfaktoren Sonne (UV-Strahlung) und Wasser in Form von Niederschlägen und Kondensat. Die Vergrauung stellt sich einzig und allein durch die Bewitterung ein, ohne jeglichen Einsatz von Chemikalien und Wirkstoffen.

 

Der Verwitterungsprozess ist nach der Behandlung noch nicht abgeschlossen, sondern kann noch weiter fortschreiten. Bei ungünstigen Verhältnissen ist dabei eine Verfärbung von Grau hin zu Braun möglich. Die Ausprägung der Verfärbung ist von der Wetterexposition und dem Klima und somit vom jeweiligen Standort abhängig.

 

Bei diesem Verfahren wird ausschliesslich Schweizer Holz verwendet. Dabei eignet sich einheimisches Tannenholz besonders gut. Aus ökologischer Sicht ist dieses Verfahren dank den kurzen Transportwegen und aufgrund des vollständigen Verzichts auf Zusatzstoffe äusserst wertvoll. Unter den drei Vorvergrauungssystemen ist es sicher das edelste.

 

Zu beachten sind die Lieferfristen. Durch den relativ langen Behandlungsprozess können die Fassadenbretter nicht einfach ‹ab Stange› geliefert werden. Es kommt drauf an, ob die gewünschten Bretter vorrätig sind oder ob sie zuerst noch behandelt werden müssen. Eine Rückfrage beim Lieferanten ist deshalb eine Notwendigkeit.

 

Druckimprägnierung mit gleichzeitiger Farbgebung

 

Drei schweizerische Unternehmen, ein Holzimprägnierwerk, ein Säge- und Hobelwerk und die Dynasol AG, haben während zweieinhalb Jahren das neue Verfahren entwickelt, das im Frühjahr des Jahres 2013 im Markt eingeführt wurde.

 

Die Idee des neuen Verfahrens besteht darin, die natürliche Vergrauung durch eine Druckimprägnierung mit grauer Farbgebung vorwegzunehmen. Durch die Zugabe der neuen Farbpaste ‹impralit KD-Color› (670 grau) in die Imprägnierlösung wird eine graue Einfärbung der Holzfasern an der Oberfläche erreicht.

 

Das Ergebnis ist ein Holzprodukt mit einer Oberfläche, die natürlich vergrautem Holz schon sehr nahe kommt. Altbewährt ist das Verfahren der Druckimprägnierung als vorbeugender Holzschutz, der das Holz im Aussenbereich vor dem Befall durch Pilze und Insekten schützt. Die Tiefenbehandlung ist der entscheidende Unterschied gegenüber den herkömmlichen Oberflächenbehandlungen. Druckimprägniertes Holz mit Farbzugabe hat eine sehr hohe Lebensdauer.

 

Auch bei diesem Verfahren kommt es mit der Zeit zu einer Verwitterung der grauen Farbbestandteile. Gleichzeitig findet die natürliche Vergrauung statt, welche die graue Anfärbung auf natürliche Weise ersetzt. Bei diesem Verfahren ist keine Nachpflege erforderlich.

 

Das erste Einfamilienhaus nach der Markteinführung wurde in Dottikon erstellt. Wie sich druckimprägnierte Holzfassaden mit grauer Einfärbung durchsetzen, bleibt abzuwarten.

 

Vorvergrauungslasuren

 

Sind es bei den vorgängig beschriebenen Vorvergrauungssystemen nur wenige Anbieter, so sind es bei den Systemen mit Vorvergrauungslasuren eine Vielzahl. Praktisch jeder Anbieter von Holzfarben hat heute in seinem Angebot auch eine Vorvergrauungslasur.

 

Unter dem Begriff ‹Vorvergrauungslasur› sind viele Produkte zusammengefasst, die zum Teil doch recht unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Es sind die nachstehenden Merkmale, welche die verschiedenen Produkte unterscheiden:

 

- Anzahl Behandlungen

- Anzahl Farbtöne

- mit oder ohne Bläueschutz

- separate Grundierung notwendig

- mit oder ohne verwitterungsaktive Bestandteile

- Wasser für den Verwitterungsprozess notwendig

 

Bei Verwitterungslasuren ohne verwitterungsaktive Bestandteile handelt es sich um Dünnschichtlasuren mit grauer Farbgebung, bei der die Holzstruktur (Textur) gut erkennbar ist. Hier ist die Auswahl an unterschiedlichen Grautönen sehr gross. Bei der Witterung ausgesetzten Fassadenteilen verwittert die graue Lasur im Verlaufe der Zeit, gleichzeitig stellt sich die natürliche Vergrauung der Holzoberfläche ein.

 

Bei Fassadenteilen, die vor der Verwitterung geschützt sind, bleibt die Lasurbehandlung ohne Verwitterungsprozess. Bei diesen reinen Holzlasuren ist kein Bläueschutz erforderlich. Im Verlaufe der Zeit muss mit leichten Farbunterschieden gerechnet werden.

 

Verwitterungslasuren mit verwitterungsaktiven Bestandteilen besitzen meist relativ geringe Pigmentmengen. Die ersten Generationen von verwitterungsaktiven Verwitterungslasuren waren mit einem Bläueschutz ausgerüstet. Dank dem Bläueschutz entwickelte sich der Verwitterungsprozess relativ gleichmässig, auch wenn sich dieser über mehrere Jahre erstreckte, je nach Feuchteeinwirkung an der Fassadenoberfläche, die für die Vergrauung erforderlich ist.

 

Die heutigen verwitterungsaktiven Verwitterungslasuren werden nur noch auf Verlangen hin mit einem Bläueschutz ausgerüstet. Der Bläueschutz vermindert eine Fleckenbildung in der Übergangszeit bis zur vollständigen natürlichen Vergrauung, besonders auf schattigen, meist nördlich exponierten Flächen.

 

Ab und zu ergeben sich Probleme bei verwitterungsaktiven Verwitterungslasuren ohne Bläueschutz. Mit einer fleckigen Übergangsphase und örtlichem, mehr oder weniger ausgeprägtem Bläuepilzbefall muss bis zur vollständigen natürlichen Vergrauung gerechnet werden. Vor allem der Spritzwasserbereich am Fuss der Fassaden ist davon besonders betroffen. Fassadenteile, die nur wenig oder überhaupt keiner Feuchteeinwirkung ausgesetzt sind, erreichen den Zustand der natürlichen Vergrauung erst nach mehreren Jahren oder bei gedeckten Fassadenteilen überhaupt nicht. Diesem Umstand ist bei der Produktewahl besondere Beachtung zu schenken.

 

In der Produktegruppe der verwitterungsaktiven Verwitterungslasuren gibt es neuerdings auch Modifizierungen in Form von sogenannten ‹Verstärkern›, die bewirken, dass die unterschiedliche Entwicklung von bewitterten und unbewitterten Fassadenbereichen möglichst gering bleibt. Diese verstärkten Varianten eignen sich besonders auf glatten Oberflächen. Es gibt auch Zusatzmittel, die der Oberfläche einen leichten Silberglanz verleihen.

 

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass bei der Anwendung von Vorvergrauungslasuren die Holzart einen Einfluss auf das Erscheinungsbild hat. Bei Fichte und Tanne ergeben sich eher silbergraue, bei Lärche eher schwärzere Farbtöne. Die nachstehende Zusammenstellung gibt einen Überblick zu den wichtigsten Eigenschaften von Vorvergrauungslasuren.

 

 

 

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