Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Waldfilm-Regisseur Heikko Böhm im Gespräch

Regisseur des Films ‹Das Geheimnis unseres Waldes› ist Heikko Böhm. Der 1968 geborene Niederländer wohnt seit zehn Jahren in der Schweiz. ‹Das Geheimnis unseres Waldes› ist sein Langfilm-Debüt. Im folgenden ein Interview mit dem Filmemacher.

 

Waldfilm-Regisseur Heikko Böhm

 

Bild Docmine


Heikko Böhm, wie kommt es, dass Sie als Holländer einen Film über die Schweizer Wälder machen?

 

Ich bin seit bald einem Jahrzehnt in der Schweiz, aber meine Herkunft ist letztlich egal. Auch ein Schweizer hätte den Film machen können. Oder ein Engländer. Der Wald ist ein Mythos. Und Mythen sind universell. Aber wenn man sich in einem fremden Land bewegt, dann fallen einem Dinge auf, die Einheimische übersehen. Und man ist automatisch neugieriger. Und Neugierde macht die besten Dokumentarfilme.

 

Sind Sie selbst ein ‹Waldmensch›?

 

Den Wald musste ich erst besser kennen lernen. Wenn man sich jedoch auf etwas Unbekanntes einlässt, dann wird es erst richtig spannend. Mich hat vor allem fasziniert, was der Wald mit unseren Protagonisten macht. Aber mittlerweile gehe auch ich mit anderen Augen durch den Wald. Ich habe sogar einen Lieblingsbaum. Es ist eine sehr speziell gewachsene Linde, die auch im Film vorkommt. Das hätte ich nicht gedacht, ich und ein Lieblingsbaum.

 

Wie hat sich Ihr Bild vom Wald verändert?

 

Es ist eher die gesamte Schweiz, die ich anders wahrnehme. Die letzten zwei Jahre habe ich viele Kilometer zurückgelegt. Natürlich, die Schweiz ist immer noch ein kleines Land. Aber seine Unterschiedlichkeit, was es an Natur gibt, an Wald, aber auch an vielseitigen Menschen, erlaubt es, einiges zu entdecken. Das ist eine Kopfsache. Aber für mich ist dieses kleine Land mittlerweile irgendwie ziemlich gross. Man muss einfach genauer hinsehen. Und das macht auch der Film.

 

Wie haben Sie die Protagonisten gefunden?

 

Ich wollte keine Waldforscher und Waldfunktionäre im Film. Lieber Menschen mit Dreck an den Schuhen. Bei den Recherchen habe ich immer wieder meine Kontakte gefragt, ob sie ‹Waldmenschen› kennen, das hat mich weiter gebracht. Anders war es mit Michel Brunner, dem Baumexperten aus dem Film. Er suchte zuerst als Rechercheur geeignete Wälder für uns. Wir fanden ihn so interessant, dass wir ihn vor die Kamera holten. Eine gute Entscheidung.

 

Sind Waldmenschen schwierige, introvertierte Leute?

 

Schwierig? Nein. Eher introvertiert. Aber auch nicht alle. Sicher ist, keiner der Protagonisten war wild darauf, sich von einem fünfköpfigen Team und viel Equipment begleiten zu lassen. Es muss ja einen Grund geben, warum sich diese Menschen in den Wald zurückziehen. Da ist die Ruhe, das Alleinsein. Mit uns war das nicht möglich.

 

Sind die Protagonisten vergleichbar mit Aussteigern?

 

Nein. Überhaupt nicht. Diese Menschen stehen mit beiden Füssen fest im Berufsleben und in der Gesellschaft. Sicherlich gibt es Aussteiger im Wald, die dort leben und nichts mehr mit der Zivilisation zu tun haben möchten. Das ist dann freiwillig. Schwierig ist, wenn Menschen einfach keine andere Bleibe finden als den Wald. In diesem Fall ist das dann aber ein soziales Problem. Und etwas für einen anderen Film.

 

Wie haben Sie Drehorte ausgewählt?

 

Es sind überwiegend Wälder, die unseren Protagonisten etwas bedeuten. Für andere Wälder haben wir uns entschieden, weil sie einfach besonders sind. Ich denke da an den Aletschwald, der sich langsam zu einem Urwald zurückentwickelt. Oder Wildenstein mit seinem alten Eichenbestand. Und es gibt Wälder im Film, deren Namen wir lieber nicht nennen, weil sie mehr oder weniger unentdeckt sind. Ich finde, das darf ruhig so bleiben.

 

Was war die inhaltliche Herausforderung?

 

‹Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen.› So habe ich mich gefühlt. Ein Film über den Wald. Wo anfangen? Wo aufhören? Es wäre einfacher gewesen, sich rein auf die Funktionen des Waldes zu beschränken. Oder darauf, welche Tiere in ihm leben. Aber ich wollte nicht ‹Die Sendung mit der Maus› für Erwachsene machen. Mich hat die Bedeutung des Waldes für uns Menschen interessiert. So habe ich konsequent die Protagonisten in den Vordergrund gestellt, sie mit der Kamera beobachtet und erzählen lassen. Lieber so, als zu versuchen, das gesamte Spektrum Wald inhaltlich unterzubringen. Weniger ist da mehr.

 

 

Interview Docmine