Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Waldwachstum in den Alpen – eine Herausforderung

Ein internationales Wissenschaftlerteam hat die langfristige Waldentwicklung in den Alpen zusammengefasst. Die Forscher zeigen, dass zunehmende Holzvorräte in Bergwäldern zu mehr natürlichen Störungen wie Waldbrand, Insektenbefall oder Windwurf führen.


Bild Michael Meuter, Zürich

 

 

Das Team um Peter Bebi vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos hat die Waldentwicklung in den Alpen seit dem 19. Jahrhundert untersucht und mit älteren verfügbaren Quellen in einen längerfristigen Zusammenhang gebracht. Die Wissenschaftler berechneten anhand von Waldinventurdaten des vergangenen Jahrhunderts, wie stark sich der Wald über den gesamten Alpenbogen hin ausgedehnt hat.

 

Für die Schweiz schauten sie noch etwas genauer hin: Neben Inventuren zogen sie Siegfriedkarten (topografischer Atlas) von 1880 sowie moderne Karten und topografische Daten zu Rate. Sie untersuchten damit auch, wie veränderte Waldfläche und -struktur mit dem Auftreten von natürlichen Störungen zusammenhängen und wie sich die neu seit dem 19. Jahrhundert eingewachsenen Wälder diesbezüglich von älteren unterscheiden.

 

Laufend mehr Wald und mehr Holzvorrat

 

Die Auswertungen zeigen: Die Waldfläche hat im ganzen Alpenbogen während des letzten Jahrhunderts stark zugenommen – im Durchschnitt um 4% pro Jahrzehnt. Das gleiche gilt für die Holzvorräte. Während das Holzvolumen von lebenden Bäumen pro Jahrzehnt um 10% gewachsen ist, hat dasjenige von toten Bäumen als Folge natürlicher Störungen, geringerer Holzernte und einer höheren Akzeptanz für Totholz sogar um rund 60% zugenommen.

 

In den Schweizer Alpen machen Wälder, die nach 1880 entstanden sind, heute fast die Hälfte der Waldbedeckung aus. Sie befinden sich vorwiegend an über 30 Grad steilen Hängen, wo die landwirtschaftliche Nutzung am stärksten abgenommen hat. Im Vergleich mit älteren Wäldern weisen diese neu eingewachsenen Wälder kleinere Baumdurchmesser, weniger Biomasse und häufiger dichte Bestandesabschnitte auf.

 

Mehr flächige Störungen zu erwarten

 

In den letzten 50 Jahren wurde diese Wälder auch deutlich weniger aktiv bewirtschaftet als ältere Bestände, und sie weisen vielfach Spuren von Beweidung auf. Aufgrund des geringeren Alters und der geringeren Biomasse wurden sie weniger stark von den Stürmen Vivian und Lothar beschädigt, jedoch verhältnismässig häufiger von Waldbränden betroffen.

 

Grössere zusammenhängende Waldflächen und steigende Biomasse seit dem 19. Jahrhundert haben zur Folge, dass es wieder mehr und grössere flächige natürliche Störungen in den Alpen gibt. Zusätzlich tragen Erwärmung und Sommertrockenheit zu einer grösseren Gefährdung bei, insbesondere durch Waldbrand und Insekten.

 


Link www.slf.ch