Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Weltraumtechnik zur Dämmung von Altbauwänden

Altbauten sind schön – und schwer zu dämmen. Die Empa hat zusammen mit einem führenden Industriepartner auf Basis von Aerogel einen neuartigen Putz entwickelt, der doppelt so gut isoliert wie heute übliche Dämmputzsorten. Er dämmt Wärme vergleichbar gut wie Polystyrolplatten. Nächstes Jahr soll das Produkt auf den Markt kommen.

 

Historische Pracht mit energetischen Schwierigkeiten

 

Riegelbauten im zürcherischen Marthalen.

 

Bild Michael Meuter, Zürich

 


Anderthalb Millionen Altbauten gibt es in der Schweiz. Mit dieser Bausubstanz müssen wir leben – mit ihr wollen wir leben. Doch zugleich steigt der Energieverbrauch des Landes. 4,5 Mio. Tonnen leichtes Heizöl und 3 Mio. Kubikmeter Erdgas werden laut Bundesamt für Energie jährlich importiert, 43% davon gehen fürs Heizen durch den Schornstein.

 

Wer fossile Energie sparen will, muss sein Haus also isolieren. Doch wie dämmt man die Vielfalt historischer Altbauten auf gescheite Weise – ob ein Bau nun als Riegelhaus im Thurgau steht, als Bürgerhaus in Solothurn oder als Art-Deco-Mietshaus im Norden Zürichs? Der Heimatschutz wäre alles andere als erfreut, wenn die historische Fassade einfach mit modernen Dämmplatten verhängt würde.

 

Verputz statt Platten

 

Um die Optik einer alten Hauswand zu erhalten, eignet sich ein Verputz. Vorteile zeigen sich auch beim Auskleiden von verwinkelten Treppenhäusern, Rundbögen und Stützmauern, wo das Zuschneiden von Dämmplatten ein mühseliges Geschäft ist. ‹Eine Innenverkleidung aus Dämmputz lässt sich wesentlich schneller aufbringen›, so Empa-Bauphysiker Thomas Stahl. ‹Ausserdem liegt der Putz direkt auf dem Mauerwerk auf und lässt keine Lücken, in denen Feuchtigkeit kondensieren kann.›

 

Stahl und sein Kollege Severin Hartmeier vom Zentrallabor der Fixit, die als Industriepartner dabei ist, haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Dämmeigenschaften von Putz auf eine neue Ebene zu heben und einen Putz zu entwickeln, der ebenso gut dämmt wie eine Polystyrolplatte.

 

Die jahrelange Forschungsarbeit hat nun Erfolg: Das Produkt hat die Laborversuche überstanden und wird seit Anfang Juli 2012 an den ersten Gebäuden getestet. Wenn der neue Dämmputz auch im Alltag hält, was er verspricht, wird das Material im Lauf des Jahres 2013 auf den Markt kommen.

 

Gefrorener Rauch

 

Was aber steckt im neuen Dämmputz aus dem Empa-Labor? Stahl und seine Kollegen entschieden sich für den wohl besten Dämmstoff, der industriell hergestellt werden kann: Aerogel. Das Material, wegen seiner Optik auch als ‹gefrorener Rauch› bekannt, besteht zu rund 5% aus Silikat – der Rest ist Luft.

 

Aerogel ist gleichzeitig wasserdampfdurchlässig und wasserabweisend. Der neue Dämmputz lässt deutlich mehr Wasserdampf durch als herkömmlicher Putz, ohne dass er selbst nass wird. Mit-Entwickler Thomas Stahl erklärt: ‹Durch die poröse Struktur des Aerogels ist der Verputz zwar für Wassermoleküle durchlässig – für makroskopische Wassertropfen sind die Nano-Poren jedoch viel zu fein.›

 

Aerogel wurde bereits in den sechziger Jahren zur Isolation von Raumanzügen eingesetzt und hält 15 Einträge im Guinness-Buch der Rekorde, darunter denjenigen als bester Isolator und leichtester Feststoff. Im Baubereich wird Aerogel bereits eingesetzt, etwa als einblasbarer Isolierstoff für Mauerzwischenräume oder in Form von Dämmplatten aus Faservlies.

 


Link www.empa.ch