Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Wie hoch steigt der Wald, wenn es wärmer wird?

Die Waldgrenze steigt in der Schweiz bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts an. Früher wurde der Bergwald zugunsten der Landwirtschaft zurückgedrängt, allmählich erobert er sich seinen Lebensraum infolge der abnehmenden Nutzung der Alpen zurück. Doch können Bäume unter den heutigen Bedingungen noch wesentlich weiter oben als einst Fuss fassen?

Die Forscherin Esther Frei vermisst einen Lärchenkeimling.
Bild Claudia Hoffmann/SLF

 

Forscherinnen und Forscher des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos wollen es wissen. Als Untersuchungsgebiet dient ihnen der Stillberg im Dischmatal, wo das SLF schon seit Jahrzehnten erfolgreich erforscht, wie Bäume an der Waldgrenze auf unterschiedliche Umwelteinflüsse reagieren.

Die Wissenschaftlerin Esther Frei legte dort 2013 auf der Höhe der aktuellen Waldgrenze (2100 m ü. M.) sowie auf 1930 m ü. M. und 2410 m ü. M. je zwanzig Versuchsflächen an. Die Flächen setzte sie unterschiedlichen Behandlungen aus. So entfernte sie zum Beispiel auf einem Teil der Flächen die natürliche Vegetation, auf einem anderen Teil säte sie eine definierte Anzahl von Fichten- oder Lärchensamen. Seither beobachtet sie jedes Jahr, auf welchen Flächen Baumsamen keimen und wie sich die Keimlinge entwickeln.


Keimung oberhalb der Waldgrenze möglich

Die Aufnahmen der ersten Jahre zeigen, dass Baumsamen der beiden Arten auch deutlich oberhalb der aktuellen Waldgrenze keimen können. Zu Beginn sprossen am höchstgelegenen Standort sogar am meisten Baumkeimlinge, allerdings nur, wenn auf den entsprechenden Versuchsparzellen zuvor Samen ausgebracht wurden. Grundsätzlich keimten sowohl Fichten als auch Lärchen besser, wenn ihnen keine anderen Pflanzen den Platz streitig machten.

Nach acht Jahren hatten sich auf 2410 m ü. M., also rund 300 m oberhalb der aktuellen Waldgrenze, noch immer einige Keimlinge gehalten. Erstaunlicherweise wuchsen sie sogar schneller als diejenigen weiter unten. Die nächsten Versuchsjahre werden zeigen, ob die Pflänzchen auch längerfristig bestehen.


Link www.slf.ch