Wie stark ist der Sog der Vermietungsplattformen?

Hier lässt es sich gut an Feriengäste vermieten: Blick auf den weltberühmten Staubbach in Lauterbrunnen. In der ganzen Gemeinde fehlt es an preiswertem Wohnraum für Einheimische und Angestellte, da vermehrt Zweitwohnungen kurzzeitig vermietet werden und altrechtliche Wohnungen zu hohen Preisen als Zweitwohnungen verkauft werden.
Bild Michael Meuter, Zürich
Kurzzeitvermietungen über Airbnb machten nur einen sehr kleinen Teil des Schweizer Wohnungsmarkts aus, erklärte Airbnb vergangene Woche. Das Gesamt der Unterkünfte, die auf Airbnb für mehr als 90 Nächte pro Jahr gebucht würden, entspreche lediglich 0,14% aller Wohneinheiten in der Schweiz. Auch in den Städten bleibe der Anteil niedrig: 0,4% des Wohnungsangebots in Genf, 0,27% in Zürich sowie unter 0,2% jeweils in Bern und Basel. Über 80% der Gastgeber hätten 2024 nur eine einzige gesamte Unterkunft vermietet.
Darüber hinaus habe das Wachstum von Airbnb gemäss einer Studie zum deutschen Markt nur einen äusserst geringen, in vielen Fällen überhaupt keinen Einfluss auf Mietpreissteigerungen. Die Regulierung von Kurzzeitvermietungen führe nur selten zur Umwandlung von Immobilien in Langzeitmietobjekte. Airbnb zieht daraus den Schluss, dass eine zusätzliche Beschränkung von Kurzzeitvermietungen in der Schweiz weder die Verfügbarkeit von Wohnraum deutlich verbessern noch die Wohnkosten senken würde.
Kein wesentliches Problem in den Städten ...
Für die Schweizer Städte könnte das gemäss einer Auswertung der NZZ vom Oktober letzten Jahres tatsächlich zutreffen: In Zürich kommen auf 1000 Einwohner rund 3,9 Angebote, in Genf 3. In Paris, Venedig oder Florenz liegt der Wert bei über 20. Wirklich weh tut das Geschäftsmodell von Airbnb den Tourismusregionen. So findet sich etwa in Lauterbrunnen im Berner Oberland gemäss Tamedia-Datenkarte vom Februar dieses Jahres fast ein Viertel aller Wohnungen auf dem Portal.
Thomas Egger, Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB, hat Ende letzten Jahres zusammen mit Vera Ambühl eine Studie zu aktuellen Ansätzen für die Regulierung von Airbnb in der Schweiz vorgelegt. Sie differenziert: Die Verbreitung von Airbnb in den Berggebieten ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits können durch die Vermietung von Zweitwohnungen ‹kalte Betten› häufiger besetzt werden. So kann temporär leerstehender Wohnraum effizienter genutzt werden.
... aber sehr wohl in den Tourismus-Hotspots
Anderseits sind aber auch negative Folgen zu beobachten. Wenn die via Online-Plattformen vermieteten Wohnungen einen erheblichen Anteil am Gesamtwohnungsmarkt ausmachen, haben sie einen verknappenden Angebotseffekt auf den Erstwohnungsmarkt, womit die Einheimischen aus dem Wohnungsmarkt gedrängt werden. Zugleich werden die Mietpreise in die Höhe getrieben.
Das ist schweizweit von Bedeutung, denn mittlerweile haben die Berggebiete die urbanen Gebiete in Bezug auf die Anzahl Angebote auf Airbnb längst überholt. Und Fakt ist: In der Schweiz floriert das Geschäft von Airbnb. Zwei Millionen Gästeankünfte in der Schweiz vermeldet Airbnb für 2024, 50% mehr als noch 2022. Einheitliche Regeln auf nationaler Ebene für den Umgang mit Airbnb fehlen bislang jedoch. Die SAB-Studie geht auf die Kantone und Gemeinden ein, welche Regulierungsmassnahmen ergriffen haben.
Links Airbnb-Report ‹Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft und den Wohnungsmarkt› (PDF, 7.5 MB) | SAB-Studie zur Regulierung von Airbnb in der Schweiz (PDF, 499 KB)