Wie wird Solarenergie zum Massenphänomen?
Das Haus Adesta des Alterszentrums Aaheim in Aadorf wurde 2020 saniert (Architektur: Lucido Solar AG, Wil; Fenster aus Holz/Metall: Wenger Fenster AG, Wimmis; Holzbau: P. Baumgartner AG, Ettenhausen). Massnahmen zur verbesserten Dämmung und Verschattung behoben den ungenügenden sommerlichen Wärmeschutz des einstöckigen Pflegeheims. Gleichzeitig schuf die grossflächige, sorgfältig integrierte Fotovoltaik-Anlage mit umlaufenden Dachüberständen die Möglichkeit, am Gebäude deutlich mehr Energie zu produzieren, als es selber benötigt: Der Gesamtenergiebedarf kann jetzt zu 168% gedeckt werden. Dafür gab es 2021 einen Schweizer Solarpreis.
Bild Schweizer Solarpreis 2021
Bundesrätin Simonetta Sommaruga verwies in ihrer Eröffnungsrede vor mehr als 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern darauf, dass in der Schweiz noch nie so viele Solaranlagen entstanden seien wie eben jetzt. Der Boom werde nicht nur anhalten, sondern noch stärker werden, zeigte sich Sommaruga überzeugt: Die Bevölkerung wolle weg von Öl und Gas.
Bei der Fotovoltaik sei das Potential enorm, so die Bundesrätin. ‹Das Bundesamt für Energie hat es schon vor drei Jahren bestätigt: Das tatsächlich Machbare auf Dächern und Fassaden liegt bei 67 Terawattstunden. Kombiniert mit Speicherlösungen könnte das 110% des heutigen Stromverbrauchs der Schweiz decken. Das ist eine vorsichtige Rechnung ohne freistehende Anlagen.›
Anhaltender Boom, aber noch längst keine Selbstverständlichkeit
Von der Ausschöpfung dieses Potentials ist die Schweizer Solarbranche allerdings noch weit entfernt. Nach dem Rekordzubau im Jahr 2020 verzeichnete sie zwar 2021 ein weiteres starkes Marktwachstum, das sich auch im laufenden Jahr fortsetzt, dies in sämtlichen Marktsegmenten wie Ein- und Mehrfamilienhäusern, Industriebauten usw. gleichermassen. Fotovoltaik deckt aber doch erst 6% des Schweizer Strombedarfs.
‹Die Schweizer Solarwirtschaft hat 2021 eine Auftragssteigerung von 30% gestemmt›, sagt Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger selbstbewusst. Dennoch: Bis 2030 sollte der jährliche Zubau bei 2000 Megawatt liegen, dreimal höher als heute. Grosse Fotovoltaikanlagen in den Alpen machen Schlagzeilen. Aber die Branche weiss: Es steht weiterhin das Solarpotential der Dächer und Fassaden im Vordergrund.
Hunderttausende Entscheider – und Luft nach oben in der Architektur
Allerdings liegt genau da der Hase im Pfeffer. Denn die Ausschöpfung des Gebäudepotentials ist von einer Unzahl an Entscheidern abhängig. Sommaruga brachte es auf den Punkt: ‹Die Fotovoltaik kommt nicht von allein. Sie ist tendenziell kleinräumig und dezentral. Das heisst: Es braucht Einzelentscheide von Hunderttausenden von Haushalten und Liegenschaftsbesitzern. Landwirtschaftsbetriebe müssen sich für die Fotovoltaik entscheiden, Gewerbebetriebe, Besitzer von Schulhaus-, Schwimmbad- oder Parkhaus-Dächern.›
Dafür braucht es vor allem Informations- und Überzeugungsarbeit. Eine besondere Herausforderung liegt aber auch noch immer in der architektonischen Integration von Fotovoltaik. Diesem Thema widmete sich zu Recht eine ganze Session des zweiten Veranstaltungstages. Weitere Themen waren Neuigkeiten aus der Forschung, bei der die Schweiz zur Weltspitze gehört, sowie die Vorstellung aktueller Beispiele zum innovativen und praktischen Einsatz der Solarenergie.
Link www.swissolar.ch