Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Wohnen in Städten aus Holz hat globales Klima-Potential

Eine wachsende Bevölkerung in Häusern aus Holz anstatt aus Stahl und Beton unterzubringen, könnte bis zum Jahr 2100 mehr als 100 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen einsparen. Das entspricht zehn Prozent des verbleibenden Kohlenstoffbudgets für das Zwei-Grad-Klimaziel. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Szenarien-Studie des deutschen Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung PIK.

Stadt aus Holz: Geht das auch in globalem Massstab? In der PIK-Studie untersuchten die Forschenden mit Hilfe der Open-Source-Computersimulation MAgPIE für die globale Landnutzung vier verschiedene Szenarien: eines mit konventionellen Baumaterialien wie Zement und Stahl sowie drei mit zusätzlicher Holznachfrage zusätzlich zum regulären Holzbedarf. Sie analysierten auch, wie die zusätzliche hohe Nachfrage nach Holzbaustoffen gedeckt werden könnte, woher diese kämen und welche Folgen dies für die direkten und indirekten Kohlenstoffemissionen aus der Landnutzung haben könnte.
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‹Unsere Szenarienanalyse zeigt, dass genügend Holz für neue mehrstöckige Häuser in der Stadt produziert werden kann, ohne dass dies grössere Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion hat›, erklärt PIK-Wissenschaftler Florian Humpenöder, Mitautor der Studie. ‹Das Holz wird sowohl aus Holzplantagen als auch aus natürlichen Wäldern bezogen. Der grösste Teil der zusätzlich benötigten Holzplantagen – wir sprechen hier von rund 140 Millionen Hektar – werden auf abgeholzten Waldflächen angelegt und gehen somit nicht auf Kosten von landwirtschaftlichen Flächen›, betont Humpenöder.

Die Forschenden untersuchten auch, wie sich die biologische Vielfalt entwickelt, wenn natürliche Ökosysteme durch Holzplantagen ersetzt werden. ‹In unseren Computersimulationen haben wir eine klare Grenze für die Holzentnahme und die Anlage neuer Baumplantagen gesetzt: In unberührten Wäldern und Schutzgebieten für die biologische Vielfalt darf nichts abgeholzt werden›, sagt Alexander Popp, Leiter der Abteilung Landnutzungsmanagement am PIK und Mitautor der Studie. Allerdings könne die Anlage von Plantagen zu einem Verlust der Artenvielfalt führen, wenn sie nicht sorgfältig politisch gesteuert und geplant werde, ergänzen die Autoren.

Doch Hans Joachim Schellnhuber, emeritierter Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, zeigt sich in dieser Hinsicht optimistisch: ‹Die grösste Herausforderung für globale Nachhaltigkeit ist die tiefgreifende gemeinsame Umwandlung von Landnutzung und Bauwesen. Wenn diese beiden Sektoren sorgfältig zusammengedacht werden, können sie der Atmosphäre entscheidende Mengen an Kohlenstoff entziehen und speichern, ohne die Ernährungssicherheit oder die Biodiversität zu gefährden. Dies könnte die Klimalösung werden, nach der wir so verzweifelt suchen.›


Links Artikel in ‹Nature Communications› | www.pik-potsdam.de