Lignum Holzwirtschaft Schweiz

‹Wohnungsknappheit ist kein Naturgesetz›

Der Flaschenhals im Wohnungsmarkt treibt die Schweiz um. Am Freitag lädt Bundesrat Parmelin die Immobilienbranche zum runden Tisch, um Lösungen zu finden. Der Immobilienberater IAZI präsentiert im Vorfeld ein Positionspapier mit Handlungsvorschlägen. Seine Grundthese: Wir haben noch viel Spielraum für mehr Wohnraum. Ideologien helfen wenig – es gilt, das Bauen attraktiver zu machen und die bestehenden Ressourcen besser zu nutzen.

Aufstocken ist gerade im urbanen Raum Teil der Lösung, wenn es darum geht, mehr Wohnraum zu schaffen. Das leichte Baumaterial Holz bietet sich dafür an. Im Bild ein Beispiel aus Lausanne (Aufstockung Avenue de Cour, Lausanne, 2011; Bauherrschaft: Basler Leben AG, Basel; Architektur: Farra & Fazan architectes epfl urbaniste fsu, Lausanne).
Bild Corinne Cuendet, Clarens

 

Wohnungsknappheit ist in aller Munde. Das Bundesamt für Wohnungswesen prognostiziert, dass in drei Jahren 50000 Wohnungen fehlen. Parlamentarische Vorstösse verlangen Massnahmen. Die Vorschläge reichen von staatlich kontrollierten Mietzinsen bis zum Kahlschlag bei den Bauvorschriften. Nun soll der von Guy Parmelin einberufene runde Tisch am 12. Mai ‹rasche Lösungen gegen die Wohnungsknappheit› bringen, wie der Bundesrat in der Frühlingssession im Ständerat sagte.

Donato Scognamiglio, CEO des Immobilienberaters IAZI, hat eine klare Meinung: ‹Die Wohnungsnot ist selbstgemacht. Der wirtschaftliche Erfolg in der Schweiz hat mehr Menschen in die Schweiz gelockt, und die durchschnittliche Personenzahl pro Haushalt sinkt, die Nachfrage nach Wohnungen erhöht sich, ebenso wie der durchschnittliche Bedarf an Wohnraum.›

‹Politik und Gesellschaft haben durch eine überregulierte Raum- und Baugesetzgebung und eine Flut von Einsprachen zur Verknappung des Angebots beigetragen›, diagnostiziert Sconamiglio weiter. Für ihn ist auch klar, worum es nun geht: ‹Wohnungsknappheit ist kein Naturgesetz. Sie kann durch eine Kursänderung behoben werden. Der Grundsatz ist simpel: Bei Wohnraummangel müssen mehr Wohnungen entstehen.›


Ein ganzer Strauss an Handlungsmöglichkeiten

Sconamiglio schlägt zehn gezielte Massnahmen vor, um das Problem Wohnungsknappheit auf struktureller, baulicher, finanzieller und kreativer Ebene anzu gehen. Dazu zählen unter anderen eine vereinfachte Baubewilligung auf digitalem Weg, Regeln für nachbarschaftliche Einsprachen, klare Regeln in der Raumplanung mit Blick auf Bewilligungsverfahren, eine einfache, geschickte Zonenplanung und ‹Bauen wie in Paris›.

‹Verdichtung ist das Zauberwort›, sagt Sconamiglio. ‹Aus ökonomischer und ökologischer Sicht ist es essenziell, den bestehenden Wohnraum bestmöglich zu nutzen. Würde man beispielsweise nur auf der Hälfte der Wohngebäude in der Stadt Zürich ein zusätzliches Stockwerk bauen, hätte man rund 30000 neue Wohnungen generiert. Diese würden Platz für etwa 60000 Personen bieten, ohne auch nur einen Quadratmeter mehr Land zu verbrauchen.›
     
Sconamiglio plädiert auch dafür, mehr zu sanieren als abzubrechen: ‹Sanierungen sind im Gegensatz zu Ersatzneubauten schneller umsetzbar, wegen der hohen grauen Energie von Neubauten nachhaltiger und auch sozial verträglicher. So zeigt eine neue Studie der ETH, dass vulnerable Personen bei Ersatzneubauten besonders stark verdrängt werden.› Auch nicht mehr benötigte Bürogebäude sollten unbürokratisch in Wohnraum umgenutzt werden können.


Links www.iazicifi.ch  | IAZI-Positionspapier (PDF, 821 KB)