Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Zürich: Initiative für flächendeckendes Aufstocken lanciert

Wenn eine Stadt in der Deutschschweiz weiss, was eine tiefe Wohnungs-Leerstandsziffer ist, dann ist es die Limmatmetropole. Deshalb steht neuer Wohnraum in Zürich laufend auf der politischen Agenda. Nun will eine Initiative Wirkung in der Breite erzielen: Die Stadt soll die Bauvorschriften so anpassen, dass bestehende Liegenschaften flächendeckend um ein zusätzliches Stockwerk erhöht werden dürfen.

Holz eignet sich ausgezeichnet für das Weiterbauen im Bestand. Vorteile des Holzbaus sind zum Beispiel äusserst geringer Zeitbedarf für die Montage, trockene Bauweise und eine schlanke Baustellenlogistik. Die Nutzung der bestehenden Substanz erfährt nur eine geringe Beeinträchtigung, zum Teil geht es sogar ohne Unterbrechungen. Darum ist Holz für An- und Aufbauten aller Grössenordnungen sehr beliebt. Besonders für Aufstockungen bietet sich Holz an. Denn das Baumaterial ist so leicht, dass die bestehende Bausubstanz in der Regel nicht verstärkt werden muss. Oben: Drei zusätzliche Wohnungen sind mit einer Holz-Aufstockung nach dem System ‹Attico› auf diesem Haus in Zürich-Wollishofen entstanden (Totalunternehmer: Häring AG, Eiken, Architektur: Mainberger + Spahr, Zürich). Unten: So sah das Haus vor der Sanierung und Aufstockung aus.
Bilder D&R Dürr (oben) | Häring AG, Eiken (unten)

 

Wohnraumpolitik ist in Zürich traditionell ein Thema, das vom linken Parteispektrum beackert wird. Doch diesmal ist es anders: Hinter der Initiative ‹Mehr Wohnraum durch Aufstockung – quartierverträglich und nachhaltig› steht ein überparteiliches bürgerliches Komitee aus FDP, GLP, SVP und Mitte. Es ruft zur Unterschriftensammlung auf, nachdem die FDP letzten Sommer im Zürcher Gemeinderat ganz knapp mit demselben Begehren gescheitert ist.

Die Bevölkerung der Stadt Zürich sei von 2013–2022 um 44462 Personen oder 11,2% gewachsen, erklären die Initianten. In der gleichen Zeitspanne habe die Anzahl der Wohnungen in der Stadt aber nur um 7,9% zugenommen. Die Angebotsknappheit treibe die Angebotsmieten in die Höhe. Bis 2040 sollen gemäss mittlerem Wachstumsszenario der Stadt weitere 72000 Einwohner hinzukommen, ein weiteres Plus von 16,3%.

Die städtische Politik, moniert das Komitee, befasse sich zwar mit Bevölkerungswachstum und Mietpreisentwicklung, aber die Massnahmen gegen steigende Mieten konzentrierten sich in Zürich allein auf die Schaffung gemeinnütziger Wohnungen und erschöpften sich in Subventionen und Verstaatlichung. Das halten die Initianten für unzureichend, um die grosse Nachfrage nach Wohnungen zu decken.


Aufstocken: Ansatz mit mehrfachem Nutzen

Es gebe nicht den einen, einzigen Weg, der zum Ziel führe; es brauche verschiedene Lösungsansätze. Die Aufstockung von Bestandesbauten um eine Etage sei eine davon, erklärte GLP-Gemeinderätin Selina Frey bei der Lancierung der Initiative vergangene Woche. ‹Mit der Beschränkung auf den Bestand wird sichergestellt, dass kein Anreiz gesetzt wird, bestehende Gebäude abzureissen. Die vorgeschlagene Aufstockung nutzt Synergien des bestehenden Gebäudes, verschwendet keine wertvollen Baumaterialien und generiert keine unnötigen Treibhausgasemissionen.›

‹Die Initiative führt zu einer Verdichtung, bei welcher die bestehenden Gebäude erhalten bleiben. Die bisherigen Mietenden können somit in ihren Wohnungen bleiben, es kommt nicht zu einer Verdrängung der alteingesessenen Bevölkerung. Damit bleiben gewachsene Strukturen und Beziehungen erhalten. Durch die Aufstockung entsteht aber dennoch neuer Wohnraum für den Zuzug von weiteren Personen›, sekundierte Gemeinderätin Karin Weyermann, Präsidentin Die Mitte Stadt Zürich.

FDP-Gemeinderat Hans Dellenbach fasste zusammen: ‹In unseren Augen erfordert die stark steigende Nachfrage nach Wohnraum unbedingt ein schneller wachsendes Angebot. Alle Immobilieneigentümer sollen nach den gleichen Regeln aufstocken und Wohnungen nach ihrem Geschmack erstellen dürfen: die Stadt selber, die städtischen Stiftungen, Genossenschaften und Private. Auch wenn man keine Wunder erwarten darf, so sind Aufstockungen doch ein wichtiges Mittel, um schnell den dringend benötigten zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.›


Link Aufstockungs-Initiative Stadt Zürich