Holzwerkstoffe – Holz in Bestform
Stammbaum der plattenförmigen Holzwerkstoffe
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Holzwerkstoffe erweitern das Spektrum für die Anwendungen von Holz konsequent und entscheidend. Holzwerkstoffe beruhen auf dem einfachen Prinzip, das Holz zunächst zu zerlegen und dann neu zu fügen. So entstehen Produkte mit voraus bestimmbaren und messbaren Eigenschaften, mit ausgezeichnetem Stehvermögen und perfekter Stabilität der Dimensionen.
Holzwerkstoffe schaffen Mehrwert und öffnen grenzenlose Möglichkeiten der Gestaltung. Sie unterstützen das nachhaltige Wirtschaften in der modernen und naturnahen Produktionskette Wald und Holz. Als preiswerte Artikel für den täglichen Bedarf sind Holzwerkstoffe voll und ganz in die Kreislaufwirtschaft von Wald und Holz, von Produktion und Nutzen dieses in der Natur stetig nachwachsenden Rohstoffs eingebunden. Holzwerkstoffe passen sich stetig neu den wechselnden Bedürfnissen des Marktes, den immer präziser werdenden Anforderungen der Technik und den Anliegen der Um- und Mitwelt, den Anforderungen der zunehmend kritischen Konsumentinnen und Konsumenten an.
Holzwerkstoffe aus Vollholz
Holzrohstoffe aus dem Stammholz – Balken, Bretter und Kanteln – sind Grundlage für zahlreiche Konstruktionen und Produkte aus Holz. Doch haben diese Holzrohstoffe auch Grenzen. Massivholzplatten sind sozusagen ihre logische Folge. Sie ergänzen und erweitern den Einsatz von Holz ungemein und steigern seine sämtlichen guten Eigenschaften. Massivholzplatten sind Holzwerkstoffe, welche die herausragenden Möglichkeiten der Verarbeitung und die unvergleichliche Ästhetik von Vollholz zum raffinierten Universalprodukt verbinden. Mit Massivholzplatten kommt flaches Holz gross heraus.
Massivholzplatten sind eigentlich nichts anderes als neu zusammengesetzte Bretter und Lamellen: sorgfältig ausgesucht und entsprechend der Verwendung in verschiedene Qualitäten sortiert und bezeichnet. Insbesondere europäische Hölzer – Fichte, Lärche, Buche, Ahorn, Erle und Birke – werden so mit modernsten technischen Verfahren zu flächigen Plattenwerkstoffen. Für die Produktion der Massivholzplatten wird mit verhältnismässig wenig Einsatz von Energie das Holz zerteilt und neu gefügt. Dies geschieht so, dass seine Struktur, Farbe und fühlbare Nähe zur Natur voll und ganz erhalten bleiben.
Holz hat naturgegebene Eigenschaften. Holz lebt, jeder Baum zeugt von seiner ausgeprägten Individualität, aber auch von der damit verbundenen Streuung technischer Werte. Die ein- und mehrlagigen Massivholzplatten glätten technische Werte und zähmen das Holz, ohne seinen Charakter nachteilig zu verändern.
Holzwerkstoffe aus Furnieren
Furniere nutzten vor über 4000 Jahren bereits die Ägypter. Dies belegt der Fund einer Truhe aus der Grabkammer des Tutanchamun. Sperrholz ist nichts anderes als ein aus Furnieren schichtweise aufgebauter Holzwerkstoff. Die daraus hervorgegangenen Weiterentwicklungen wandelten sich zu wahren Alleskönnern, die aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind.
Sportler stehen – ob sie es wissen oder nicht – auf Sperrholz. Ein Ski, Skate- oder Snowboard soll leicht, fest und federelastisch sein. Sperrholz kann genau das bestens und ist deshalb für die Produktion zahlreicher Sport- und Freizeitartikel unerlässlich. Holzwerkstoffe auf Furnierbasis spielen auch bei Gestaltung und Herstellung von Möbeln eine wichtige Rolle. Sie sind in grossen Dimensionen erhältlich, einfach zu verarbeiten und ermöglichen ein optimales Verwerten des Rohstoffes Holz. Sperrholzplatten lassen sich vielfältig gestalten und bereits während der Werkstoffherstellung vorformen. Designern eröffnet Formsperrholz eine völlig neue Formenwelt.
Mit ihren ansprechend gestalteten Oberflächen sind Sperrholz- und Stab-/Stäbchensperrholzplatten oft nicht mehr als solche erkennbar. Die werkseitig veredelten Platten mit ihren diversen Beschichtungen, etwa harzgetränkten Papieren, können glatt oder strukturiert aussehen, zeigen Lasuren oder Metalloberflächen. Heute sind zahlreiche Sperrholzsorten auf dem Markt, für Karrosserien, Fahrzeugaufbauten, für den Bau von Booten, Schiffen, Flugzeugen und für Verpackungen. Sperrholz dient zudem für Innenausbauten, Bauerneuerungen und der architektonischen Gestaltung überhaupt. Holzwerkstoffe auf Furnierbasis sind wirtschaftlich, weil dauerhaft, und ausserordentlich vielseitig. Ihr schlichtes Aussehen lässt Kombinationen mit anderen Materialien wie Glas und Beton zu. Sie stehen stets im Trend der Zeit.
Holzwerkstoffe aus Spänen
Mitte des letzten Jahrhunderts erlebten Spanplatten als Universalprodukt ihren Aufschwung. Die technische Entwicklung schritt mit bedeutenden Investitionen in moderne, leistungsfähige Werke rasch voran – Voraussetzung für die Produktion grosser Serien von Spanplatten mit hohem Qualitätsstandard und zu erschwinglichen Preisen.
Ausgangsmaterial für die Produktion von Spanplatten ist Restholz aus Wald und Holzindustrie. Aus den Wäldern stammt das Industrieholz von Laub- oder Nadelbäumen, Hölzer ab rund acht Zentimeter Durchmesser und in Längen von einem bis sechs Meter. Die Sägewerke liefern Restholz, Nebenprodukte der Schnittwarenherstellung. Spanplatten nutzen den wertvollen Rohstoff Holz buchstäblich bis zum letzten Span.
Spanplatten sind der universelle Holzwerkstoff für fast jede Anwendung: Möbel, Ausbau, Bauerneuerung, Konstruktion. Dabei bleibt die Spanplatte diskret und bescheiden, wirkt im verborgenen als Trägerplatte unter Beschichtungen, Furnieren oder Anstrichen. Spanplatten sind Grundlage kreativer Gestaltung und verbinden wirtschaftliche Effizienz mit umweltverträglichem Handeln. Spanplatten sind flexibel, anpassungsfähig und problemlos zu verarbeiten. Sie stehen für dauerhafte Lösungen auf Böden, Wänden und Decken: Je nach Produkttyp sind sie auch schalldämmend, schwer entflammbar oder feuchtebeständig. Spanplatten zeichnen sich durch gleichbleibende Qualität und günstige Preise aus. Sie machen Möbel und Ausbauten erschwinglich.
Oriented Strand Board (OSB) sind eine herausragende Weiterentwicklung der Spanplatten. Sie genügen erhöhten technischen Anforderungen vor allem für Tragwerke und andere bauliche Bereiche wie etwa Böden. Durch ihre Struktur sind sie nahe am Vollholz und lassen sich beispielsweise verschrauben.
Holzwerkstoffe aus Fasern
Weich- und Hartfaserplatten aus Holz sind anpassungsfähig, leicht und trocken zu verbauen, preiswert und ökologisch. Mit den Weichfaser-Dämmplatten aus Holz sind Komfort und Behaglichkeit inbegriffen und das Wohlfühlklima garantiert. Sie schützen optimal vor Kälte im Winter, vor sommerlicher Hitze, gegen Lärm und Schall von aussen. Ihre Diffusionsoffenheit sorgt dafür, dass der Feuchtehaushalt der Bauteile kontrolliert und ausgeglichen bleibt.
Die Einsatzbereiche von Weichfaser-Dämmplatten aus Holz sind ausnehmend vielseitig. Sie sind bei Altbausanierungen so beliebt wie bei modernen Neubauten. Sie dämmen vorzüglich die Bauteile Dach, Wand und Boden innen wie aussen. Mitteldichte (MDF) und hochdichte (HDF) Holzfaserplatten erfüllen qualitativ höchste Ansprüche für Möbel, für Profilleisten oder als Tragschichten bei Laminatböden. Besonders die homogene und dichte Struktur ist vorteilhaft. MDF und HDF kennen keinerlei Einschränkungen durch Faserverlauf und Faserstruktur, Äste oder Risse. Die Oberflächenvergütung ist auf beliebige Weise möglich.
Leichtbauplatten
Geringes Gewicht, hohe Festigkeit und maximale Gestaltungsfreiheit – die Anforderungen an moderne Holzwerkstoffe sind hoch. Leichtbauplatten sind darauf die schlüssige Antwort. Dies sind Sandwichplatten mit Wabenkern, eine Kombination, die es in sich hat. Leichtbauplatten sind extrem leichtgewichtig und warten gleichzeitig mit technisch herausragenden Werten auf: sehr tragfähig bei genügender Steifigkeit und anwendbar mit beliebig gestalteten Oberflächen. Stetig steigende Rohstoff-, Energie- und Logistikkosten und der Trend zu mehr Mobilität verlangen nach leichten und anpassungsfähigen Produkten, welche zeitgemässes Design ermöglichen. Leichtbauplatten sind dafür die überzeugende und innovative Holzwerkstofflösung. Sie bilden eine neue Dimension der Holzwerkstoffe, setzen neue Massstäbe im Leichtgewicht.
Schichtstoffplatten
Schichtstoffplatten (High Pressure Laminates HPL) verleihen Holzwerkstoffen ein dekoratives Gesicht und verfügen über ausserordentliche Eigenschaften. Sie sind extrem strapazierfähig und hitzebeständig. Die vielfältigen Möglichkeiten zur Anwendung von mit HPL belegten Platten sind nahezu grenzenlos: in Küche und Bad, bei Möbeln für Büro und Wohnen, im Ausbau, an Fassaden und selbst im Fahrzeugbau. Als dekorative Platte wird der Schichtstoff auf Holzwerkstoffe aufgeklebt. Als Kompaktschichtstoffplatten (ab zwei Millimeter Dicke) werden sie auf Unterkonstruktionen fixiert oder auch als selbsttragende Elemente eingesetzt. Dekorative Schichtstoffplatten sind Wandlungskünstler, fast so wie das Chamäleon. Ihre Oberflächen sind mit allen erdenklichen Farben und Strukturen gestaltbar. Sie können das Aussehen jeder Holzart, aber auch von Stein, Marmor oder Metall annehmen.
Wood Polymer Composites
Wood Polymer Composites (WPC) sind neuartige, moderne Verbundwerkstoffe. Sie setzen sich aus einem Holzfaser- oder Holzfasermehlanteil von 50–80% sowie aus Kunststoffen (Polypropylen oder Polyethylen) zusammen. Nicht zu hundert Prozent aus Holz, aber trotzdem ein Holzwerkstoff, haben WPC gegenüber herkömmlichem Holz unbestreitbare Vorteile. Sie verrotten nicht und sind sogar seewasserfest. Sie lassen sich genauso leicht bearbeiten wie Holz. Und sie sind splitterfrei. WPC werden vor allem dort als Bodenprofile eingesetzt, wo die Witterung Einfluss hat – für Terrassen, Stege, Balkone oder Schwimmbadumrandungen.
Weitere Informationen
Holzwerkstoffe Schweiz, Fachverband des Holzhandels
Verband Schweizerischer Hobelwerke