Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Hoch bauen mit Holz

Der Holzbau kommt zurück in die Stadt

 

Die Behörden konnten in der Schweiz bis 2005 Holzbauten aufgrund der Brandschutzvorschriften nur bewilligen, wenn sie nicht mehr als zwei Geschosse aufwiesen. Unter den heute geltenden Regelungen findet Holz jedoch mit grossen, mehrgeschossigen Volumen zurück ins urbane Umfeld. Mittlerweile entstehen sogar Hochhäuser aus Holz.

 

2005 ist dem nachwachsenden Baustoff ein Durchbruch gelungen: In diesem Jahr traten schweizweit Brandschutzvorschriften in Kraft, die deutlich besser auf das Holz abgestimmt waren. Damit wurden unter bestimmten Voraussetzungen Holzbauten bis sechs Geschosse und Holzfassaden bis acht Geschosse möglich.

Bedingung für diesen Quantensprung war die Entwicklung sicherer Lösungen für den Brandschutz im mehrgeschossigen Holzbau. Dieser Herausforderung hat sich die Holzbranche in einem fast zehn Jahre dauernden Unternehmen mit intensiver Forschung und Entwicklung zusammen mit Forschungsinstituten und Hochschulen gestellt.

 

Bauen mit Holz in allen Nutzungen möglich

 

Unter der seit 2015 geltenden neusten Generation der Schweizer Brandschutzvorschriften können Holzbauten in allen Gebäudekategorien und Nutzungen errichtet werden. Bei den Anforderungen an den Feuerwiderstand wird nicht mehr zwischen brennbarer und nichtbrennbarer Konstruktion unterschieden.

Auf der Grundlage eines materialunabhängigen Sicherheitsniveaus, das in der Brandschutznorm vorgegeben ist, wird die Verwendung der Baustoffe neu geregelt und die Anwendung von Holz bei Tragwerken, brandabschnittsbildenden Bauteilen, Aussenwandbekleidungen, Bedachungen und in der Innenanwendung erweitert.

 

Immer höher hinaus mit Holz

 

Im Juli 2018 wurde in Risch Rotkreuz im Kanton Zug das erste Hochhaus ‹S22› unter Einsatz von Holz bezogen, ein zehngeschossiges Bürogebäude in einer Holz-Beton-Verbundkonstruktion. In dem Bau, für dessen Brandsicherheit ein Löschanlagenkonzept sorgt, verschränken sich zwei verschieden hohe Volumen. Der niedrigere Teil mit Innenhof stellt den Bezug zu den umliegenden Bauten her, während der bahnseitige Turm mit dem Eingang Präsenz markiert.

Der Holzbau entwickelt sich auf der Basis eines betonierten Erdgeschosses und umschliesst dabei zwei ebenfalls in Beton ausgeführte Erschliessungskerne. Nicht nur die Konstruktion besteht zu einem wesentlichen Teil aus Holz, sondern auch die inneren Oberflächen lassen das Material in vielerlei Art sichtbar werden. Das Zusammenspiel von Holz und Beton prägt den Charakter der Räume.

 

Höhenrekorde am laufenden Band

 

Die Hochschule Luzern hat im Herbst 2019 in Rotkreuz, ebenfalls auf dem Suurstoffi-Areal, neun Etagen im derzeit höchsten Holzbau der Schweiz bezogen: im Holz-Hypbridhochhaus ‹Arbo›. Ein zweites, damit verbundenes Gebäude belegt sie ganz. Mit 15 Geschossen und 60 m Bauhöhe ist ‹Arbo› derzeit (noch) das schweizweit höchste Holzgebäude. Um den engen Terminplan für den Bau einzuhalten, nutzte Zug Estates als Bauherrin Building Information Modelling (BIM). Alle Holzelemente werden aus dem 3D-Modell im Werk produziert.

Lange halten Höhenrekord-Lorbeeren im Holzbau allerdings nicht – weder international noch national. Die Entwicklung des hohen Bauens mit Holz verläuft dafür zu stürmisch. Das Holzhochhaus von V-Zug Immobilien in Zug wird nach der Fertigstellung mit 80 Metern Bauhöhe das Haus ‹Arbo› in Rotkreuz noch einmal deutlich übertreffen.

Im Moment sieht es aber so aus, als ob die Zürcher schneller als die Zuger wären: 75 Meter wird das Hochhaus ‹H1› emporragen, das Pensimo Management AG im neuen Regensdorfer Quartier ‹Zwhatt› derzeit hochzieht. Es wird 2025 fertig sein. Übrigens: Die Kopenhagener Schmidt Hammer Lassen Architects planen zusammen mit Cometti Truffer Hodel Architects aus Luzern ein Holz-Hochhaus in der ‹Lokstadt› Winterthur. Das ‹Rocket› soll 100 Meter Höhe erreichen. Gebaut wird es bis 2026. Auch in Zürich soll es bis etwa 2030 ein Holz-Hochhaus geben; die Planer – Kengo Kuma und Itten & Brechbühl – visieren etwa 110 Meter Bauhöhe an. An Holz-Höhenrekorden wird es in den nächsten Jahren also in der Schweiz kaum fehlen.