Kreislauffähig bauen mit Holz
In Zukunft könnten die in Häusern eingesetzten Materialien und Bauteile mehr als nur ein Leben haben. Wenn es gelingt, sie konsequent nachzunutzen, spart dies Energie und vermeidet Treibhausgasemissionen. Das fällt in der ressourcenintensiven Bauwirtschaft ins Gewicht. Die Bauwelt arbeitet deshalb daran, kreislauffähige Konstruktionen zu entwickeln. Das nachwachsende Material Holz eignet sich von Natur aus ausgezeichnet für das Bauen nach dem Grundsatz ‹Cradle to Cradle› .
Wald und Holz stehen in einem natürlichen Kreislauf. Jeder Baum zieht CO2 aus der Luft und baut mit dem Kohlenstoff daraus Holz auf. Nach der Ernte des Baumes halten Holzprodukte den Kohlenstoff fest, während die ‹Solarfabrik› Wald weiterarbeitet, indem sie immer neues CO2 aufnimmt und in Biomasse verwandelt.
Wichtig ist, dass der Klimanutzen des Gesamtsystems von Wald und Holz von möglichst langer Dauer ist. Sinnvollerweise erfolgt die Verwendung des Rohstoffs deshalb in einer Kaskade: hochwertig vor niederwertig vor energetisch.
Wenn das sägefähige Holz zuerst vor allem in langlebige, hochwertige Produkte wie Häuser, Innenausbauten und Möbel fliesst, so bleibt der darin gespeicherte Kohlenstoff aus der Atmosphäre über viele Jahrzehnte fixiert. Dann folgen andere, immer weniger hochwertige Anwendungen desselben Materials, bis es am Ende noch der Gewinnung von Wärme und Strom dient.
‹Kreishaus› als Labor für die Bauzukunft
Mit seinem natürlichen Lebenszyklus und seiner Klimawirkung ist das erneuerbare Material Holz prädestiniert für kreislauffähiges Bauen. Das im Herbst 2021 in Feldbach am Zürichsee eröffnete Demonstrations- und Forschungsobjekt ‹Kreishaus› zeigt auf kleinstem Raum, was man sich darunter vorstellen muss. Das Haus besteht aus einer voll ausgebauten kleinen Wohneinheit mit Wintergarten.
Bei diesem Pionierbau ist alles nach dem Kreislauf-Prinzip aufgebaut – von den Baumaterialien bis zum Abwasser für den Dachgarten. Das Holzgebäude kommt ganz ohne Beton aus. Treibende Kraft hinter diesem Pionierbau ist die ZHAW-Umweltingenieurin Devi Bühler. ‹Der Einsatz des Baustoffs Holz liegt bei einem solchen Projekt auf der Hand›, sagt die junge Wissenschaftlerin.
‹Das Material kommt in der Schweiz mit kurzen Transportwegen aus umweltgerecht bewirtschafteten Wäldern, es verfügt über ausgezeichnete baubiologische Eigenschaften, wirkt als CO2-Senke, und sein Potential als Baustoff ist bei weitem nicht ausgeschöpft.› Doch mit dem Baustoff allein ist es noch nicht getan: ‹Der Gesamtblick fehlt oft. Kreislauffähiges Bauen braucht unbedingt eine ganzheitliche Planung›, sagt Devi Bühler.
‹Haus des Holzes› zeigt den Stand der Technik
Was das bedeutet, hat das Büro für Holzbau, Bauphysik und Brandschutz Pirmin Jung Schweiz AG in einer Studie zu Rückbau und Wiederverwendung von Holzbauten untersucht. Die gewonnenen Erkenntnisse hat Pirmin Jung Schweiz AG im ‹Haus des Holzes› in Sursee in die Praxis umgesetzt.
Architekt Marc Syfrig und Bauherr Pirmin Jung verbinden in diesem sechsgeschossigen Holzbau mit gemischter Nutzung verschiedene innovative Technologien. Nur das Untergeschoss ist betoniert. Für die Wände kommen Holzrahmenkonstruktionen zum Einsatz. Dort, wo sie aussteifende Funktion haben, übernehmen diese Funktion flächige Brettsperrholzscheiben.
In der gesamten Aussteifung sind keine metallischen Verbindungsmittel notwendig. Die Decken der Büros sind als Rippendecken konstruiert, in den Wohnungen als Brettstapeldecken. Isoliert wird weitgehend mit einer Holzfaserdämmung. Der wegweisende Bau ist im Herbst 2022 bezogen worden.
Der Lignum-Flyer ‹Zeit für Holz› erklärt, was das kreislauffähige Material Holz für das Klima leistet. Man kann ihn hier kostenlos bestellen oder herunterladen.