Dachausbau
Dem Himmel etwas näher rücken
Wer heute in der Stadt eine Wohnung unterm Dach eines Jugendstilhauses sein eigen nennt, die vielleicht sogar noch Balkon oder Terrasse bietet, wird beneidet. Denn dort oben gibt es, was weiter unten Mangelware ist: Licht, Luft und Freiheit für das Auge.
Die Dachschrägen aus der Belle Epoque, deren Anblick man früher dem Gesinde überliess, gelten darum heute speziell beim urbanen Publikum als schick und sind auch als Mietobjekte entsprechend gefragt – sofern der Wohnraum zeitgemäss ausgebaut ist.
Für einen Dachausbau eignen sich aber auch jüngere Mehrfamilienhäuser mit Steildach und genügend lichter Höhe unterm First – und jedes Einfamilienhaus, bei dessen Erstellung der an sich grosszügige Raum unter den Dachsparren schlicht keine Beachtung gefunden hat. Wenn man sich das Gerümpel im Estrichdämmer einmal wegdenkt, geht einem schnell ein Licht auf, was daraus werden könnte.
Holz bietet sich für Dachausbauten wie für die Aufstockung besonders an. Denn es ist leicht und tragfähig zugleich und hilft bei Einbauten im Dachstock Gewicht sparen. Zudem lassen sich damit auch unter kniffligen konstruktiven, räumlichen und gestalterischen Gegebenheiten ästhetisch gelungene Resultate erzielen.
Mehrfacher Nutzen
Bei geeigneten Objekten spricht vieles für den Raumgewinn unterm Giebel. Zum ersten: Indem man die verborgenen Reserven eines Hauses aktiviert, gewinnt die Immobilie ohne Grundstücks- und Erschliessungskosten an Wert. Dieser Ansatz ist besonders dann bestechend, wenn andere Wege zum Raumgewinn aufgrund der Beschränkungen im Bestand keine Aussicht auf Erfolg bieten.
Der Dachausbau stopft infolge der neu eingebrachten Dämmung aber auch vielfach ein beachtliches Energieleck – ein angenehmer Nebeneffekt angesichts der heutigen Heizölpreise und künftig zu erwartetender Belastungen für Gebäude mit geringer Energieeffizienz.
Papier und Bleistift machen den Anfang
Wie bei jeder baulichen Veränderung sollte man sich auch beim Dachausbau Zeit lassen für die Vorabklärungen. Zunächst sind die Gegebenheiten baurechtlicher Natur zu klären. Lässt die Ausnützungsziffer die Veränderung überhaupt zu? Welche Hürden setzt die Wohnortgemeinde für Elemente wie Dachflächenfenster oder Gauben, die unabdingbar sind, wenn man viel Sonne unters Dach bringen will? Die Baureglemente der Gemeinden geben in diesen Fragen Auskunft.
Dazu sind die Voraussetzungen konstruktiver Natur im gesamten Dachstock zu prüfen: Wie hoch ist eigentlich der Dachstuhl? Ist das Dach dicht, oder ist im Zuge des Ausbaus eine Neueindeckung oder vielleicht ein Ersatz der Unterdeckbahnen fällig? Sind die tragenden Teile so bemessen und so instand, dass sie zusätzliche Lasten aus dem Ausbau und der geplanten Nutzung aufzunehmen vermögen, oder sind statische Ergänzungen notwendig?
Doch auch Detailfragen müssen gut überlegt werden: Wie lässt sich die Wärmedämmung geschickt einbringen, und welche Massnahmen sind zur Sicherstellung des Schutzes vor Trittschallbelästigung in der darunter liegenden Etage angezeigt? Wie lassen sich Dachdurchbrüche zur Belichtung in Übereinstimmung mit dem baurechtlich Machbaren und der angedachten späteren Nutzung des Raumes sinnvoll anordnen?
Der Fachmann weiss Rat
Wie soll der neu gewonnene Raum erwärmt und beschattet werden; wo liegen die Anschlüsse für Heizung, Wasser und Strom, und was bedeutet das für die Ausgestaltung des Dachraums? Braucht es allenfalls eine Brandschutztüre, und genügt der Fluchtweg den Anforderungen an die Brandsicherheit?
Das sind doch einige Punkte, welche es in den Griff zu bekommen gilt. So empfiehlt es sich bald einmal, das Bauvorhaben fachmännisch begleiten oder zumindest begutachten zu lassen. Zur Ausführung gehört es auf jeden Fall in die Hände einer qualifizierten Unternehmung. Bei komplexeren Vorhaben – nicht zuletzt bezüglich Bauphysik – und hohen gestalterischen Ansprüchen ist der Beizug eines Architekten zu empfehlen.